26. November 2025

Seltene Einblicke in die DDR-Geheimpolizei

 

Mehr als 150 Besucher*innen blickten Ende November hinter die Kulissen eines historischen Nachrichtendienstes: Generalmajor a. D. Heinz Engelhardt, letzter Minister für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik, war zu Gast in der Veranstaltungsreihe „Spion*innen erzählen“.

Im Gespräch nebeneinander sitzen links der ehemalige Spion Heinz Engelhardt und rechts Moderator und Lehrender Helmut Müller-Enbergs

Im Gespräch: links der ehemalige Spion Heinz Engelhardt, rechts Moderator und Lehrender Helmut Müller-Enbergs

Der 82-jährige Heinz Engelhardt trat nicht als Propagandist seiner ehemaligen Dienststelle auf, sondern als Zeitzeuge, der offen und nüchtern über seinen Lebensweg, seine Überzeugungen und seine Zweifel sprach. 

Die letzten Monate vor der Wiedervereinigung Deutschlands 

Engelhardt berichtet von seinem Einstieg als 18-jähriger Wachmann im Jahr 1962 und seinem von Rückschlägen begleiteten Aufstieg innerhalb des Ministeriums. Als er das Ministerium übernahm, befand sich die DDR bereits im politischen Umbruch. Die Geheimpolizei, die einst aus 91.000 hauptamtlichen und 189.000 inoffiziellen Mitarbeitenden bestand, spielte in der zerfallenden Diktatur keine Rolle mehr. Der geplante Personalabbau auf 10.000 Hauptamtliche im Frühjahr 1990 wurde jedoch nie umgesetzt. Bereits im März 1990 war die Arbeit faktisch beendet. Wenige Hundert vernichteten noch Akten, im Juni wurde der Abschlussbericht an die neu gewählte Regierung übergeben, und im Oktober 1990 folgte die deutsche Wiedervereinigung. Heinz Engelhardt bot damit seltene Einblicke in die letzten Monate der Staatssicherheit der DDR. 

Internationales Forschungsprojekt 

Der fast zweistündige Talk wurde eingeleitet von Peter Gridling, ehemaliger Direktor des österreichischen Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, und Martin Langer, Studiengangsleiter im Fachbereich Risiko- und Sicherheitsmanagement der Hochschule Campus Wien. Die University of Oxford hat zudem Helmut Müller-Enbergs und die Hochschule Campus Wien eingeladen, an einer umfassenden Studie zum Thema Frauen und Nachrichtendiensten mitzuwirken. 

Veranstaltungsreihe Spion*innen erzählen

Campus Lectures – Sicherheit im Fokus ist eine Veranstaltungsreihe des Fachbereichs Risiko- und Sicherheitsmanagement der Hochschule Campus Wien. Die Veranstaltung „Ein Spion oder eine Spionin erzählt“ gibt dem Publikum einen einzigartigen Einblick in die geheimnisvolle Welt der Spionage. 
Der nächste Termin findet im April 2026 statt.

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